In dieser Station erfahren die Kinder die Lebendigkeit von Sprache, ihre Grenzüberschreitungen – sie entdecken, wie Wörter wandern und sich im Wanderungsprozess verändern: Migrationen sind selbstverständlich, (Sprach-)Kultur lebt von Prozessen der Wanderung und des Wandels. Der Ansatz des „Ursprünglichen“, des „Reinen“ hilft nicht weiter. Die Wanderungsbewegungen der Wörter zeugen davon.

Wörter machen kulturelle Beiträge sichtbar. Und die Wege, die Kulturgüter und Ideen. Damit wird auch deutlich, wie sehr sich Kulturen gegenseitig beeinflussen – im positiven und im negativen Sinne –, wie sehr Menschen und Kulturen von und mit anderen Menschen und Kulturen lernen. So werden Lesarten als „Nationalkulturen“, „Leitkulturen“, „ursprüngliche Kulturen“ und „Reinkulturen“ relativiert.

Die Wortkarten machen deutlich, dass Wortbewegungen nicht immer eindeutig zu belegen und einzuordnen sind. In den Quellen, vor allem im Internet, finden sich oftmals sogar widersprüchliche Aussagen. Manch ein Wissen ist verschüttet, oftmals beruht Wissen auf schriftlichen Dokumenten oder archäologischen Funden. Viele Wissensbestände sind verloren gegangen oder niemals weitergegeben worden. Wir können insofern nie wirklich sicher sein und schon gar kein „richtiges“ Wissen vermitteln, zumal Wissensproduktion nicht unabhängig davon ist, wer welches Wissen hat, welches weitergibt und welches nicht – Geschichtsschreibung ist eben immer auch ein Ausdruck dessen, wer spricht und wer zum Schweigen gebracht wird. Auch das kann mit den Kindern thematisiert werden, wenn sie darauf stoßen.